Zur sicheren Diagnosestellung sind neben der ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und der klinischen neurologischen Untersuchung je nach Erkrankung eine oder mehrere apparative Zusatzuntersuchungen erforderlich:

1. EEG (Elektroenzephalografie - Hirnstromkurve):

Beim EEG wird die Hirnstromkurve über Oberflächenelektroden von der Kopfhaut abgeleitet. Dies erlaubt Rückschlüsse auf generalisierte oder regionale Funktionsstörungen des Gehirns. Insbesondere bei Anfallserkrankungen/ Epilepsien ist diese Form der Diagnostik wesentlich.

2. Doppler- und farbcodierte Duplexsonografie der extra- und intrakraniellen hirnversorgenden Gefäße:

Es handelt sich um die Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Blutgefäße in ihrem Verlauf am Hals (extrakraniell) und auch im Schädel selbst (intrakraniell). Es können Veränderungen im Bereich der Gefäßwände, zum Beispiel im Rahmen einer Arteriosklerose, dargestellt werden. Insbesondere zur Untersuchung von höhergradigen Einengungen der Arterien als Ursache von Hirndurchblutungsstörungen - Schlaganfällen ist die Methode geeignet.

3. Evozierte Potentiale - SEP, VEP, AEP:

Bei Messung der evozierten Potentiale wird nach Stimulation von Rezeptoren eines sensorischen Systems (Fühlen - Sehen - Hören) ein Antwortpotential über entsprechenden Arealen der Hirnrinde mit Oberflächenelektroden über der Kopfhaut abgeleitet. Sie sitzen während der Untersuchung in einem bequemen Untersuchungsstuhl und sollten möglichst entspannt sein. Das zeitliche Auftreten und das Aussehen des Antwortpotentials lassen Rückschlüsse auf Schädigungen im Bereich der zuleitenden Nervenfasersysteme zu:

VEP - (Visuell evozierte Potentiale): Sie sitzen vor einem Bildschirm und beobachten ein wechselndes Schachbrettmuster. Über am Hinterkopf befestigte Oberflächenelektroden wird das Antwortpotential über der sog. Sehrinde abgeleitet.

AEP - (Akustisch evozierte Potentiale): Über einen Kopfhörer hören sie Klicklaute. Die Antwortpotentiale werden über Oberflächenelektroden seitlich am Kopf abgeleitet.

SEP: - (Somatosensibel evozierte Potentiale): Es werden leichte elektrische Stromreize am Arm oder am Bein appliziert. Die Antwortpotentiale werden mit Oberflächenelektroden am Kopf abgeleitet.

4. Nervenleitgeschwindigkeitsmessung - NLG

Bestimmte Nerven an Arm oder Bein werden mit einzelnen Stromreizen gereizt. Im Verlauf der Nerven wird ein motorisches (MSAP) oder sensibles (SNAP) Antwortpotential abgeleitet. Aus der Höhe und Form der abgeleiteten Antwortpotentiale und aus der abgeleiteten motorischen oder sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit kann auf bestimmte Funktionsstörungen des peripheren Nervs rückgeschlossen werden.

5. EMG - Elektromyografie:

Mit Hilfe einer dünnen Nadel, die in den Muskelbauch eingestochen wird, können direkt von den Muskelfasern erzeugte elektrische Potentiale ( sog. PME - Potentiale motorischer Einheiten) abgeleitet werden. Die auftretenden Veränderungen lassen zwischen Erkrankungen der Nerven und Erkrankungen die direkt vom Muskel ausgehen unterscheiden. Bei den Nervenläsionen kann man noch zwischen akuten und eher chronischen Veränderungen unterscheiden. Da bei dieser Untersuchung eine Nadel in Muskelgewebe eingestochen wird und es dabei u.U. auch zu Verletzungen von Gefäßen kommen kann, darf diese Untersuchung nicht bei Patienten durchgeführt werden die einer Antikoagulation unterliegen ( Medikamentöse Herabsetzung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes z.B. durch Marcumar, Heparin u.a.).

6. Neuropsychologische Testung:

Zur Aufdeckung und Verlaufsbeurteilung von Hirnleistungsschwächen wie Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Umgang mit Zahlen, Entscheidungsfindung, depressiven Symptomen u.a. werden in der Praxis kurze Testverfahren eingesetzt. Die Tests sind einfach und werden unter Anleitung einer MFA durch- geführt. Sie erfordern keine besonderen Kenntnisse oder Vorbereitung.

 7. Labor:

Einige Erkrankungen erfordern zur Sicherung der Diagnose oder zur Verlaufsbeurteilung spezielle Blutuntersuchungen. Die Blutentnahme erfolgt direkt in der Praxis. Es ist hilfreich wenn Sie vorhandene Untersuchungsergebnisse von Blut- oder Nervenwasser (Liquor)-Untersuchungen mitbringen. Das hilft Doppeluntersuchungen zu vermeiden.

 8. Nervenwasser (Liquor) -Untersuchung:

Insbesondere bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen des Nervensystems ist eine Untersuchung des Nervenwassers nützlich. Dazu wird mit einer Nadel Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal entnommen. Die Punktion erfolgt unterhalb des Rückenmarks im Bereich der Lendenwirbelsäule. Eine Verletzung des Rückenmarks ist somit nicht zu befürchten. Häufige Nebenwirkung sind vorübergehende Kopfschmerzen. Ob eine derartige Untersuchung bei Ihnen sinnvoll ist, wird Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.